Die Naturverjüngung ist einer Pflanzung in der Forstwirtschaft aus mehreren Gründen vorzuziehen, da sie zahlreiche ökologische, ökonomische und soziale Vorteile bietet:
Ökologische Vorteile:
- Biodiversität: Bei der Naturverjüngung können sich unterschiedliche Baumarten gleichzeitig ansiedeln, was zu einer höheren Artenvielfalt führt. Diese Vielfalt stärkt die Widerstandsfähigkeit des Waldes gegenüber Krankheiten, Schädlingen und Klimawandel.
- Anpassung an Standortbedingungen: Die natürlich vorkommenden Samen stammen zu großen Teilen von Bäumen, die bereits gut an die lokalen Bedingungen angepasst sind. Dadurch wächst die nächste Generation von Bäumen unter optimalen Bedingungen.
- Bodenstruktur und -qualität: Durch natürliche Prozesse bleibt die Bodenstruktur besser erhalten. Wurzeln natürlicher Verjüngung durchdringen den Boden sanfter, während gekaufte Pflanzen in der Regel unterschnitten sind – somit also nicht mehr über ihr vollständiges Wurzelwerk verfügen.
- Natürlicher Nährstoffkreislauf: Durch die natürliche Vielfalt der Naturverjüngung stehen den Bodenlebewesen im besten Fall wesentlich mehr verschiedene Pflanzenreste zur Verfügung, als in einer Monokultur. Das unterstützt die langfristige Fruchtbarkeit des Bodens.

Ökonomische Vorteile:
- Geringere Kosten: Bei der Naturverjüngung entfallen die Kosten für Saatgut, Pflanzung und Pflege, die bei künstlicher Aufforstung anfallen. Der Wald erneuert sich von selbst, was die wirtschaftliche Belastung erheblich verringert.
- Weniger Pflegeaufwand: Naturverjüngte Wälder benötigen in der Regel etwas weniger menschliches Eingreifen und Pflege (wie das Entfernen unerwünschter Pflanzen oder Nachpflanzen). Dieser Punkt ist jedoch stark von Vorkommen der Begleitvegetation und Anspruch des Waldbesitzers abhängig.
- Langfristige Rentabilität: Ein naturnaher Wald hat oft eine stabilere Wachstumsrate und geringere Ausfälle durch Krankheiten oder extreme Wetterereignisse, was langfristig zu stabileren Erträgen führt.
Anpassung an den Klimawandel:
- Resilienz: Naturverjüngung führt oft zu einer Mischung von Baumarten und Altersklassen, was die Anpassungsfähigkeit des Waldes an sich verändernde Klimabedingungen verbessert. Dies verringert die Anfälligkeit gegenüber Extremereignissen wie Stürmen oder Dürreperioden.
- Kohlenstoffspeicherung: Durch einen gesunden, vielfältigen Wald wird mehr Kohlenstoff gespeichert als in Monokulturen, die häufig durch Pflanzungen entstehen.
Soziale und kulturelle Vorteile:
- Naturnaher Waldcharakter: Wälder, die sich natürlich verjüngen, behalten oft einen naturnahen Charakter und bieten dadurch höhere Erholungswerte für Menschen. Sie wirken ästhetisch ansprechender und wilder als gleichförmige Aufforstungen.
- Waldschutz und Erhalt natürlicher Prozesse: Naturverjüngung fördert das Verständnis und den Respekt für natürliche Waldprozesse, die seit Jahrhunderten ohne menschliches Eingreifen funktionieren.
Nachhaltigkeit:
- Naturverjüngung fördert ein Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen der menschlichen Nutzung und den ökologischen Funktionen des Waldes. Sie ist ein nachhaltiger Baustein um Wälder zu bewirtschaften und gleichzeitig ihre ökologischen Dienstleistungen zu bewahren.

Zusammenfassend ist Naturverjüngung der Pflanzung vorzuziehen, weil sie kostengünstiger, ökologisch wertvoller und resilienter gegenüber Umweltveränderungen ist. Sie bewahrt den natürlichen Kreislauf und unterstützt die nachhaltige Entwicklung von Wäldern. Außerdem bringt Naturverjüngung gleichzeitig auch immer einen strukturierteren Wald mit sich, als eine Pflanzung gleichaltriger Bäume.
Selbstverständlich muss gesagt werden, dass sich nur Baumarten verjüngen können, die bereits in adulter Form im oder in der Nähe des Waldes vorhanden sind. In einer Fichtenmonokultur kommen in der Regel auch wieder Fichten aus Naturverjüngung nach. Sofern weitere Baumarten/ Mischungen gewünscht sind, muss auf die Pflanzung zurückgegriffen werden.
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